Notkaiserschnitt wegen Uterusruptur (2019) - Möchte sich jemand austauschen?

Hallo liebe Community,

ich bin ganz neu hier und das ist der allererste Foren-Beitrag meines Lebens. Aber es gibt ein wichtiges Thema, über das ich mich hier gerne austauschen möchte und da aufgrund der Corona-Lage ein Treffen in einer Selbsthilfegruppe im Moment schwierig ist, dachte ich, dass dieses Forum bestimmt auch eine gute Anlaufstelle ist :-).

Worum geht es:
Ich hatte im Januar einen Notkaiserschnitt wegen einer Uterusruptur in der SSW 35+4 und mein Sohn und ich sind zu unserem großen Glück dabei heil rausgekommen. Körperlich haben wir die Strapazen also gut überwunden aber psychisch hat mich die Schwangerschaft, der plötzliche Notkaiserschnitt und das Geschehene noch sehr lange beschäftigt, sodass ich vor ein paar Wochen auch begonnen habe , alles mit einer Psychologin aufzuarbeiten.

Ich würde meine "Geschichte" hier schon einmal zusammenfassen, damit ihr einen Überblick habt, was da so alles los war.

In meiner ersten Schwangerschaft hatte ich vorzeitige Wehen und musste meine Tochter damals bei SSW 36+2 per Kaiserschnitt entbinden, weil ihre Herztöne immer wieder in den Keller fielen. Als meine Tochter etwas über 2 Jahre alt war, wurde ich wieder schwanger, aber auch in dieser Schwangerschaft hatte ich mit vorzeitigen Wehen zu kämpfen und musste mich viel schonen. Schon einige Zeit vor der Ruptur hatte ich (Wund-)Schmerzen an meiner Narbe, aber meine Frauenärztin kontrollierte die Narbe regelmäßig mit dem Ultraschall und konnte nichts Auffälliges entdecken (Wobei die "Qualität der Narbe generell sehr schlecht nur über den äußerlichen Ultraschall beurteilt werden kann. Meine Ärztin sagte immer: "Es gibt dünne Narben, die halten und dicke Narben, die reißen"). Letztendlich kam es dann dazu, dass meine Narbe während einer recht starken (jedoch zunächst schmerzlosen) Kontraktion gerissen ist. Das war abends zuhause auf dem Sofa mit meiner Tochter im Arm. Ein heftiger Schmerz, jedoch kein Blut. Ich konnte die Situation irgendwie nicht einschätzen und hatte mich psychisch so sehr auf eine natürliche Geburt versteift, dass wir sogar noch unsere Tochter zu den Großeltern gebracht haben und in die Klinik gefahren sind. Dort bin ich sogar noch bis zum Kreißsaal gelaufen und am CTG haben die Ärzte dann sehr schnell gemerkt, dass es dem kleinen im Bauch sehr schlecht geht (Herzfrequenz zunächst sehr hoch, dann Absturz in den Keller). Und so rannten wir in den OP (ohne meinen Mann) und die Ärztin berichtete mir später, dass die Narbe 8cm offen gewesen sei und mein Kleiner mit seinem Po sogar schon aus der Gebärmutter in den Bauchraum herausragte.
Wir verbrachten noch 2 Wochen auf der Neonatologie, aber abgesehen von ein paar Stillschwierigkeiten, Problemen beim Wärmehaushalt und einer zu Beginn leicht instabilen Herzfrequenz (was für diese SSW laut Schwestern auch normal war), haben wir das Ganze gesund überstanden. Wenn die Plazenta mitgerissen wäre, hätte er es wahrscheinlich nicht überlebt. Umso dankbarer bin ich, dass die Ärzte so schnell und richtig gehandelt haben.

Ich habe mir danach den OP-Bericht von der Klinik geben lassen, was mir sehr geholfen hat. Wegen der Vollnarkose hatte ich ja überhaupt nichts mitbekommen, was mich sehr belastet (hat). Außerdem habe ich den ganzen Ablauf bis ins kleinste Detail aufgeschrieben. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass ich das ewige Grübeln und Gedankenkreisen etwas seinlassen konnte, da ich ja alles schwarz auf weiß stehen hatte.

Unsere Familienplanung ist nun abgeschlossen, da wir solch eine Situation nicht noch einmal durchleben wollen. Trotzdem schmerzt es mich immer wieder, wenn mir bewusst wird, dass diese Entscheidung getroffen ist.

Mich würde nun interessieren:
- Gibt es andere Frauen, die eine Uterusruptur hatten und wenn ja, wie habt ihr es gemerkt und erlebt?
- Was hat euch bei der Verarbeitung des Geschehenen geholfen?
- Wie sieht bei euch die weitere Familienplanung aus?

Ich freue mich über einen netten Austausch mit anderen Mamas.
Viele Grüße
Wintermama123#winke

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Ich hab nicht deine Geschichte, aber vielleicht eine ähnlich traumatische Geburt im November 2019.
Die Kurzfassung:
Einleitung wg ss Diabetes, Muttermund schon nach 12 h offen, aber Gebärmutterhals noch nicht ganz verstrichen. Kurz vor KS Entscheidubg. Dann war der Gbmh doch endlich weg, nach 1,5 h Pressen, dann Geburt mit Saugglocke. Kind hatte die Nabelschnur doppelt um den Hals. Ist dann auch sofort mit der Kinderärztin raus.
Dann warten auf die Plazenta, die kam dann mit sehr viel Blut, plötzlich war der Arzt wieder da, ich hab gemerkt mein Kreislauf haut ab, Mann und Kind kamen kurz vorbei, wurden gleich wieder rausgeschickt. Das nächste an das ich mich erinnere sind dann viele Menschen im Raum. Drei Anästhesisten, 2 Frauenärzte und die Hebamme. Ich hatte plötzlich 4 Doppel-Zugänge, jede Menge Infusionen dranhängen die mittels Druck (Blutdruckmanschetten) in mich reingepumpt wurden, dann kamen noch Blutkonserven, Sauerstoff gabs auch noch... Mein Hb war zwischenzeitlich runter auf 3,3, die Anästhesie-Oberärztin meinte noch zu mir, ich solle froh sein, dass ich keine Hausgeburt hatte...
Nach 2 h Not-OP im Kreißsaal wegen stark blutendem Gebärmutterhalsriss und atonischer Nachblutung war ich stabil. Aber die der Gyn-Oberarzt zu meinem Mann meinte: es war kritisch. Danach war ich noch 2 h auf Intensivüberwachung. Mit den ganzen Verlegungen und so hatte ich mein Baby das erste Mal richtig im Arm, da war es schon 6 h alt.


So richtig realisiert habe ich das ganze aber erst Wochen später. Ich hab erstmal viel nach Berichten, Ursachen und Behandlungen gesucht, die Medikamente und so weiter gegoogelt.
Ich hab dann 2 Monate nach der Geburt den Oberarzt angeschrieben, ob wir nochmal eine Nachbesprechung machen können, auch im Hinblick auf Folgeschwangerschaften.
Er hat sofort zugestimmt, allein das hat mir schon viel Seelenfrieden gebracht. Wegen Corona hat das Gespräch erst im Juli stattgefunden. Darüber zu reden ist definitiv emotional, aber der OA war super nett, hat mir alles erklärt, was passiert ist und was man bei einer Folgegeburt beachten würde, diese wären aber kein Problem, auch eine vaginale Entbindung ist grundsätzlich kein Problem. Er hat sich such erkundigt, wie es zB meinem Mann geht und ob der noch Redebedarf hat.
Für mich war das auf jeden Fall ein Abschluss.

Ob wir noch weitere Kinder planen? Wir haben noch keine Entscheidung getroffen. Ich wollte eigentlich nie nur eines, allerdings bin ich nicht mehr die jüngste und ich fand die Schwangerschaft schon extrem anstrengend, die Geburt war da nur das i-Tüpfelchen. Unabhängig von der Geburt habe ich auch etwas Angst, dann 2 Kindern nicht gewachsen zu sein oder das zweite wird, im Gegensatz zu unserem Anfängerbaby hier, ein Schreikind oder anderweitig anstrengen...(meiner Schwester ging es so).
Auch wenn meine biologische Uhr sehr laut tickt, haben meinMann und ich da noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Falls wir da aber nochmal drüber diskutieren, wird die Geburt von Nummer 1 sicher wieder Thema sein.


Ich wünsche dir alles Gute und dass du mit Hilfe der Therapie die Geburt gut verarbeiten kannst!!

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Liebe cocolino18,

vielen Dank für deinen Beitrag. Oh man, da hast du ja auch ganz schön was mitgemacht. Ich kann auch deine Trauer oder Enttäuschung darüber verstehen, dass du dein Baby erst nach 6h im Arm halten konntest. Bei mir vergingen zwar nicht 6h, aber 2-3 waren es auch und da die Narkose noch etwas wirkte, und ich noch nicht ganz wieder da war, kann ich mich an den Moment gar nicht mehr direkt erinnern. Aber mir hilft der Gedanke, dass mein Kleiner in der Zeit ganz nah bei seinem Papa war und dadurch sicher keine Angst hatte.

Zum Glück ist bei dir auch alles gut gegangen und ihr seid alle wohlauf. Und toll, dass sich der Oberarzt extra Zeit für ein Gespräch genommen hat und auf deine Fragen eingegangen ist. Super, dass du das Geschehene dadurch besser verstehen und auch zu einem gewissen Grad abschließen kannst.

Ich kann gut verstehen, dass ihr euch noch unschlüssig über eine zweite Schwangerschaft und ein zweites Baby seid. Aber dass es prinzipiell aus medizinischer Sicht geht, ist ja schon mal super. Und irgendwann in nächster Zeit bekommt ihr bestimmt auch noch mehr ein Gefühl dafür, ob es eher in die eine oder die andere Richtung geht.

Alles Gute auch für dich!

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Wahrscheinlich kennst du die Literatur schon. Falls nicht die Autorin hei.ke Wol.ter hat durch ruptur ihr Kind verloren und danach 2 gesunde Kinder bekommen. Vielleicht helfen dir ja Bücher von ihr?

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Liebe sveise,

vielen Dank für deine Antwort. Die Literatur kannte ich noch nicht. Wenn ich so etwas lese, wird mir wieder bewusst, was für ein großes großes Glück wir hatten.

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Hallo Wintermama,
ich hatte zwar keine Uterusruptur, aber auch keine schönen Geburtserlebnisse.
Kind 1 kam nach über 20 Stunden Wehen per Kaiserschnitt.
Kind 2 kam nach einem vorzeitigen Blasensprung in der 20. SSW still zur Welt.
In der dritten Schwangerschaft hat mich meine (neue) FÄ wegen einer möglichen Ruptur der alten KS-Narbe etwas verrückt gemacht. Als die Geburt begonnen hat, empfand ich die Wehen als sehr viel schmerzhafter als bei der ersten Geburt. Ich hatte eine sehr erfahrene Beleghebamme an meiner Seite, der die Schmerzen und mein Verhalten nicht ganz geheuer vorkamen. Wir haben uns dann anch 8 Stunden Wehen für den KS entschieden. Das war die richtige Entscheidung, da sich unter der Geburt ein Hämatom hinter der Plazenta gebildet hatte. Mögliche Komplikation: vorzeitige Plazentaablösung. Nach dem KS hatte ich eine Atonie (GM hat sich nicht zusammengezogen, hoher Blutverlust). Der KS wurde in Vollnarkose gemacht, da die Spinale nicht gewirkt hat.

Verarbeitet habe ich vieles bis heute noch nicht - es kommt vor allem vor dem Einschlafen wieder hoch. Ich grüble und male mir aus, was alles hätte passieren können. Nach der stillen Geburt war ich ein paar mal bei einer Psychotherapeutin. Das tat sehr gut, vielleicht gehe ich dort nochmals hin.

Früher hätte ich gerne noch ein drittes Kind gehabt. Aufgrund meiner Vorgeschichte schließe ich aber schweren Herzens mit dem Kinderwunsch endgültig ab.

Wenn Du dich austauschen magst, kannst Du mir jederzeit gerne schreiben!

Herzliche Grüße

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Liebe arwen289,

vielen Dank für deinen Beitrag. Es tut mir so leid, dass du so viel durchmachen musstest und sogar den Verlust deines zweiten Kindes verkraften musst. Solche Erlebnisse verursachen die schlimmsten Schmerzen, die es überhaupt gibt. Zum Glück hat die Hebamme bei deiner dritten Geburt die richtige Entscheidung getroffen, auch wenn du durch die Vollnarkose nichts von der Geburt bewusst wahrnehmen konntest und durch die Komplikationen sicherlich auch körperlich sehr zu kämpfen hattest.
Die Gedanken darüber, was alles hätte passieren können, kann ich zum Glück ganz gut wegschieben, weil ich weiß, dass sie mir absolut nichts bringen. Aber es ist natürlich nicht immer leicht. Ich habe auch begonnen, in meine Grübelei über die Erlebnisse eine große Dankbarkeit zu integrieren. Ich bin dankbar dafür, dass das Personal richtig und schnell gehandelt hat und somit unser Leben gerettet hat. Dankbar dafür, dass in dem Moment alles gut ausging. Diese Dankbarkeit hat mir auch geholfen, unsere Geschichte ein klein wenig leichter zu nehmen.

Toll, dass du schon eine gute Anlaufstelle bei einer Therapeutin hast. Ich denke es lohnt sich immer, so etwas aufzuarbeiten, so lange es einen noch regelmäßig beschäftigt. Wenn man mit seiner eigenen Geburtsgeschichte seinen Frieden finden kann, ist man wieder ausgeglichener, unbeschwerter und kann somit auch eine stabilere Beziehung zu seinen Kindern und seinem Partner aufbauen. Als es mir eine Zeit nach der Geburt psychisch sehr schlecht ging, ging es auch meiner Familie und meinen Kinder schlecht. Und schon deswegen lohnt es sich, daran zu arbeiten.

Viele Grüße
Wintermama

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Liebe Wintermama,
herzlichen Dank für Deine liebe Rückantwort!
Ich sehe es ebenso und die Dankbarkeit überwiegt, haben wir doch 2 gesunde Kinder an der Hand. Wie Du bin ich aber auch wehmütig, dass die Familienplanung damit abgeschlossen ist. Wäre die letzte Geburt komplikationslos verlaufen, hätten wir es evtl. nochmals drauf ankommen lassen.
Die stille Geburt allerdings ist noch lange nicht verarbeitet, eher gut verdrängt. Da haben die Ärzte damals, nett gesagt, viel verbockt.
Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft und viel Freude mit Deinen Kindern#winke